Definition der Valenz
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Definition der Valenz
Vorwort
Da im Redestrom alle Wörter sich zu Wortfügungen, Sätzen, Satzgemeinschaften vereinigen, sind die Gesetzmäbigkeiten ihrer Kombinierbarkeit eine der wichtigsten Fragen der Syntax.
Bei der Untersuchung dieser Gesetzmbigkeiten sind zwei Erscheinungen aubeinanderzuhalten: 1. die Fügungspotenz und 2. die Valenz.
I. Jede Wortart besitzt die Fähigkeit, unabhängig von ihrer lexikalischen Bedeutung, mit anderen Wortarten in Verbindung zu treten, entweder als übergeordnetes oder auch als untergeordnetes Glied der Wortügung. Z. B. Das Substantiv im Nominativ der Tisch kann sich verbinden:
mit einem finiten Verb (der Tisch steht),
mit einem kopulativen Verb (der Tisch ist rund),
mit dem Genitiv eines Substantivs (der Tisch meines Vaters),
mit einem Eigennahmen im Genitiv (Karls Tisch),
mit einem Adjektiv (der runde Tisch),
mit einer Präpositionalgruppe (der Tisch zum Schreiben),
mit einem Adverb (der Tisch dort).
So könnte man für jede Wortart im allgemeinen und jede Wortform im besonderen eine Liste ihrer Fügungsmöglichkeiten aufstellen, so wie es
W. Admoni für das Substantiv im Akkusativ, als untergeordnetes Glied, macht.[1]
Unter diesen Fügungsmöglichkeiten gibt es solche, die für den Aufbau eines Satzes notwendig sind, und solche, die für den Aufbau eines Satzes nicht notwendig sind. In dem Satz Der grobe Schreibtisch meines Vaters steht am Fenster können die Bestimmungen grobe, meines Vaters weggelassen werden, ohne dab der Satz dabei ungrammatisch wird. Diese Gesamtheit aller Fügungsmöglichkeiten, die einer Wortart bzw. Einer Wortform innewohnen, nennt man Fügungspotenz.
2. Von der Fügungspotenz unterscheidet man die Valenz (die Wertigkeit) eines Wortes. Der Begriff Valenz ist dem gebiet der Chemie entnommen und ist leicht zu verstehen, wenn man an die Valenz eines Atoms denkt.
Unter der Valenz versteht man in der Linguistik die Eigenschaft eines Wortes, als übergeordnetes, dominierendes Glied einer Wortfügung notwendige Bestimmungen zu fordern, die durch die lexikalische Bedeutung dieses Wortes bedingt sind. Ohne diese notwendigen Bestimmungen hat das Wort keine satzbildende Kraft.
Fassen wir zusammen Kennzeichen der Fügungspotenz und die der Valenz.[2]
Kennzeichen der Fügungspotenz
Unabhängigkeit der Fügungspotenz von der lexikalischen Bedeutung des Wortes;
Fähigkeit des Wortes, dominierendes oder abhengiges Glied einer Wortfügung zu sein;
Gesamtheit aller notwendigen und nicht notwendigen Bestimmungen.
Kennzeichen der Valenz
Bedingtheit der Valenz durch lexikalische Bedeutung des Wortes;
Eigenschaft des Wortes, nur dominierendes Glied einer Wortfügung zu sein;
Eigenschaft des Wortes, nur notwendige Bestimmungen zu fordern.
Also ist der Begriff Fügungspotenz weiter als der Begriff Valenz. Die Fügungspotenz ist jedem Wort eigen, die Valenz – nur denjenigen Wörtern, die sich durch ihre lexikalische Bedeutung andere Wörter unterordnen.
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